Vielfalt in Studium und Lehre
Unter dem Projektnamen ENIC (Educational and Nursing Informatics in Cameroon) reisten wir, Iryna Omelchuk, Christine Insel, Jon Lindström Bolmgren und Christin Geiger, gemeinsam mit unserem betreuenden Professor Dr. Thomas Schrader am 11. November dieses Jahres nach Kamerun. Als Studierende der Medizininformatik an der Technischen Hochschule Brandenburg (THB) beschäftigen wir alle uns mit der Telemedizin, der Fachdisziplin hinter diesem Projekt.
Ziel der Reise war es, Schulen und medizinische Einrichtungen der Diözese Buea (ein territorial abgegrenzter kirchlicher Verwaltungsbezirk) im englischsprachigen Kamerun zu besuchen und diese hinsichtlich ihrer IT-Infrastruktur zu analysieren. Zusätzlich fachlich unterstützt wurden wir von Frau Dr. Kerstin Schrader, Medizinpädagogin und E-Learning-Expertin und ihrem technikaffinen Sohn Malte Schrader. Projektinitiator ist Reverend Edwin Msing Seh, der Educational Secretary Bueas, der uns während unseres achttägigen Aufenthalts begleitete und unterstützte.
Wir erreichten die Stadt Buea am Samstagabend und nutzen den Sonntag zum Ankommen, Akklimatisieren und für Sightseeing. Ab Montagfrüh hatten wir einen engen Zeitplan einzuhalten: In den ersten beiden Tagen besuchten wir sieben der insgesamt elf Secondary Schools (Colleges) der Diözese. Die Besuche ähnelten sich in ihrem Ablauf: In jeder Schule wurden wir herzlich mit einer typisch afrikanischen Zeremonie begrüßt. Anschließend teilte sich das Team in drei Gruppen auf. Frau Dr. Schrader und Iryna befragten eine Gruppe von Schülern hinsichtlich ihres Gebrauchs von Smartphones, Computern und Co. Malte und Jon führten mit einer weiteren Gruppe einen Arduino-Workshop durch. Mit Hilfe der kleinen Microcontroller hatten die Schüler so die Möglichkeit, spielend leicht den Aufbau von Computern zu verstehen und sogar erste Programme selbst zu schreiben. Die dritte Gruppe rund um Herrn Prof. Dr. Schrader, Christine und Christin (die beinahe Namensgleichheit lockerte jede Vorstellungsrunde etwas auf) unterhielten sich zum einen mit den Lehrern der Colleges und zum anderen mit den Administratoren der Schulen. Sie wurden interviewt zu Themen wie Computernutzung, den damit zusammenhängenden Problemen sowie ihren E-Learning-Erfahrungen.
Neben den Colleges besuchten wir auch fünf der 47 Grundschulen Bueas. Auch hier wurden wir jedes Mal sehr herzlich empfangen, durften uns die Klassenräume ansehen, erhielten Einblicke in die Lernsituation der Schüler und befragten einige Lehrer. Die Zustände der Grundschulen waren ziemlich ernüchternd. Die Diözese möchte so vielen Kindern wie möglich den Zugang zu Bildung ermöglichen. Die vielen Schulen, die dabei entstehen, befinden sich zum großen Teil noch am Anfang ihrer Entwicklung. Die fast an keiner dieser Einrichtungen vorhandenen Computer sind somit eher das geringste Problem.
Im zweiten Teil der Woche besuchten wir gemeinsam mit Elvis Akomoneh, unserem Ansprechpartner in Sachen HealthCare-Center, drei Gesundheitszentren und eine Physiotherapieklinik. Auch dort wurden Mitarbeiter befragt, um einen Eindruck von der dortigen Situation und ihren Arbeitsabläufen zu bekommen.
Auf Grundlage der in den Schulen und Gesundheitseinrichtungen gewonnenen Informationen werden wir uns nun in den kommenden Wochen mit der Frage befassen, inwiefern die IT-Infrastruktur der Diözese Buea verbessert werden kann. Zum Semesterende soll das Konzept vorliegen. Hauptprobleme vor Ort, die hier aufgegriffen werden müssen, sind die wenig bis teilweise gar nicht vorhandenen Computer in den einzelnen Einrichtungen, vor allem aber instabile Internetverbindungen sowie der häufig (mehrmals täglich) ausfallende Strom.
Erste Fäden für zukünftige Kooperationsmöglichkeiten konnte unser Team während eines Gesprächs mit dem Direktor der Meridian Global University und einigen der dortigen Lehrenden spannen. Wir freuen uns sehr auf die kommende Zusammenarbeit!
Neben den vielen offiziellen Besuchen gaben unsere neuen kamerunischen Freunde uns mit einem fantastischen Rahmenprogramm die Möglichkeit, Kamerun richtig kennenzulernen und zu erleben. Unzählige kulinarische Spezialitäten wurden aufgetischt und neben typisch kamerunischen Märkten auch der Wildlife-Park sowie der wunderschöne Botanische Garten in der Küstenstadt Limbe besucht. Dabei lernten wir viele Traditionen und Besonderheiten kennen.
Ermöglicht wurde diese Reise vor allem durch die finanzielle, aber auch die tatkräftige Unterstützung des Teams der Diözese Buea: Edwin Seh, unter der Leitung von Bischof Emmanuel Bushu, Elvis Akomoneh und viele weitere großartige Personen schafften es, dass wir uns während unseres Aufenthalts immer wohl und herzlich willkommen fühlten. Ein großer Dank geht auch an das Projekt „Vielfalt in Studium und Lehre“, das uns mit der Finanzierung der Flüge nach Kamerun großzügig unterstützt hat.
Reich und angefüllt mit neuen, ungewohnten Eindrücken kehrte unser Team nach dieser äußerst ereignisreichen Woche zurück nach Deutschland. Die Erfahrungen dieser Zeit werden uns wohl noch sehr lange begleiten.
Weitere Informationen, persönliche Eindrücke und beeindruckende Bilder finden Sie in unserem Reiseblog unter https://enicprojectblog.wordpress.com/.
Infokasten Kamerun